Erntegedichte

Heran, heran mit Frau und Mann und höret meine Rede an.
Ob jung, ob alt, ob groß, ob klein, ihr alle sollt zugegen sein.
Die Musikanten sind bestellt, mit Geigen und mit Flöten,
damit sie, wenn mich Angst befällt, mich schützen vorm Erröten.
Drum höret zu, nun fang ich an, es wird mir wohl gelingen,
damit ich es noch besser kann, mögt ihr ein Gläslein bringen.
Ein volles Gläslein, Tanz und Wein, soll heute unsere Freude sein.
Lustig Musikanten
 
Was seht ihr hier, in meiner Hand, ihr alle hier zugegen?
Es ist der Kranz der Ernte, wie bekannt, drum danket Gottes Segen.
Er ist geschmückt mit Blum’ und Band, mit Disteln und mit Dornen,
dies alles schenkt des Vaters Hand, sonst wären wir verloren.
Gott den Vater gibt es noch, man kann es deutlich merken,
drum preiset ihn, ihr Menschen, doch, zeigt es in euren Werken.
Vergeßt auch nun der Armen nicht, es sind ja eure Brüder,
und denkt an sie von früh bis spät, Gott segnet euch das wieder.
Gedenket, was der Herr getan, an eurem Korn und Weizen,
er füllet eure Böden an, drum sollt ihr auch nicht geizen.
Er hält die Hände schützend über uns, unsere Ernte und die Früchte,
auf daß keine Feuersbrunst, kein Wetter sie vernichte.
Drum denkt an ihn in guten Tagen, dass er beschützt uns vor der Not.
Uns bleibt der Lohn für all’ die Plagen: Er gibt uns unser Brot!
Wenn’s nicht so wär, ihr Eltern würdet klagen, und eure Kinder müßten dann,
umsonst nach Brot euch fragen. Drum spielet nun den Lobgesang:
 „Nun danket alle Gott“
 
Nun laßt das bange Sorgen sein, laßt mich mal anders sprechen:
Ich trinke gern ein Gläschen Wein, das ist doch kein Verbrechen.
Nein, wahrlich nicht, es freuet sich, wer mit mir jung an Jahren,
und auch die andern freu’n sich königlich, an mir sollt ihr’s erfahren.
Lustig Musikanten
 
Ihr Junggesellen schnell zur Hand, steht nicht wie alte Greise;
wir Mädchen sind euch wohl bekannt und tanzen gern nach eurer Weise.
Ich seh’, die Taschen sind euch schwer, lasst es die Mädchen nicht so merken.
Doch seht, der Wirt, der freut sich sehr, drum trinkt, um euch zu stärken;
doch nicht zu viel, sonst würdet ihr die Freude euch verbittern.
Von allen tönt der Jubel her, von Kindern, Vätern, Müttern.
Macht ihr euch auch vergnügte Herzen, denn Zank und Streit macht blind,
daß wir uns nicht die Zeit verscherzen, die wir hier beisammen sind.
 
Und hab ich meine Rede nicht gut gemacht,
so hab ich doch den Erntekranz und die Gesellschaft heil zum Ziel gebracht.
Lustig Musikanten
 

Erntegebet  Jungen

 
Heran, heran mit Frau und Mann,
und höret meine Rede an,
ob jung, ob alt, ob groß, ob klein,
ihr alle sollt zugegen sein.
Ich bin von der Gesellschaft ausgesandt,
um abzuholen den Erntekranz.
Ist er hier, lasst uns stille steh’n,
ist er nicht hier, so lasst uns weiterzieh’n.
LUSTIG MUSIKANTEN

 
Das ist kein Kranz, das ist ein Strauß –
drum werfet ihn zur Tür hinaus.
Wenn die Waller Mädchen kein schön’ren Kranz könn’ zieren,
so sollen sie aus Walle rausmarschieren.
LUSTIG MUSIKANTEN
 
Die Waller Mädchen haben wohlbedacht
einen schönen Erntekranz gemacht.
Er ist geschmückt mit Disteln und Dorn’
und allerlei Korn,
mit Blumen und Bändern
und was noch fehlt, das lässt sich leicht ändern.
Doch das Beste im Kranze, was meint ihr wohl,
das ist die Flasche Alkohol!
Musikanten: „Nun danket alle Gott“
 
Bei diesem schönen Kränzelein,
da woll’n wir heute lustig sein
und trinken Bier und Branntewein.
 
Und wer sich heut’ im Streit will üben,
dem wird sofort die Tür gewiesen.
Ferner ist es verboten, mit jungen Mädchen
in Ecken und Winkeln zu stehen,
denn diese sind vergänglich –
davon werden die Mädchen leicht kränklich.
Doch weiter will ich dazu nichts sagen,
denn mit einer Hübschen würd’ ich es wohl wagen.
 
Als ich gestern Abend war beim Studieren ,
kam ein junges Mädchen und tat mich fixieren.
So ließ ich mein Studieren sein
und ging mit ihr in mein Kämmerlein.
 
Und hab’ ich meine Rede nicht gut gemacht,
so hab’ ich sie doch wenigstens zu Ende gebracht!
LUSTIG MUSIKANTEN